FURIAN STURMLÖFFEL
oder der stand der dinge

vierter akt 



4. AKT, 1. Szene
SPURT INS GLÜCK oder "Am Ende geht immer alles schief"

 

Sämtliche Personen (bis auf FRONOBOLAX natürlich) stehen auf dem KRISTALLSCHIFF und unterhalten sich, leise murmelnd, aber angeregt, und voll gespannter Erwartung - ihr Geraune ist ohne jegliche Unruhe oder Besorgnis, es ist mehr so, wie sich ein Publikum in der Pause leise miteinander unterhält. Im Hintergrund hört man das Orchester seine Instrumente stimmen.

AMTHYS stellt sich vor alle, dem Zuschauer zugewandt.
"So, nun sind wir alle hier - aber wie fange ich es nur an?"

DER GOLDENE VOGEL läuft zu ihr und stellt sich neben sie. (sehr verschmitzt):
"Nun, wir fangen dort an, von wo aus alles anfängt. So ist es doch immer, nicht wahr?"

FURIAN (begeistert):
"Das EMPORIUM! Die Startrampe für Welten-Wanderer und Werte-Wandler. Das ist es! Was für eine tolle Idee..."

ALEXIS CARRINGTON:
"Aber diese furchtbare, scheußliche und schauderhafte UNTERGANGS-MASCHINE - wo werden wir sie finden?"

FRONOBOLAX:
"Als ich noch innerhalb der Zeit war, da habe ich gewußt: Sie befindet sich im Mittelpunkt des Universums. Aber jetzt sind wir außerhalb der Zeit, und es gibt keine Gewißheiten."

CARIDIAAN:
"Dann ist die UNTERGANGS-MASCHINE immer noch im Mittelpunkt des Universums - sie kann ja nirgendwo sonst sein!" Er lacht mit unerschütterlicher Zuversicht.

DER GOLDENE VOGEL:
"So wird uns also mein KRISTALLSCHIFF durch die Zeitlosigkeit dorthin tragen - und das EMPORIUM wird uns hinaufkatapultieren."

NIHIL BAXTER:
"Und dann werden wir sie zerstören!"

FRONOBOLAX:
"Zerstören könnten wir sie nur, wenn wir wieder in den Fluß der Zeit einträten. Aber das können wir nicht, bevor sie nicht zerstört ist!"

FURIAN ist entmutigt:
"Oh jeh, was ist das nur für ein Paradox!"

CARIDIAAN lacht:
"Es ist das Geheimnis des Menschen, mein Sohn, daß Widersinniges nicht das Problem darstellt, sondern die Lösung!"

FURIAN (in sowohl vergnügtem als auch sehnsüchtigem Tonfall):
"Ich wünschte mir, wir würden uns schon länger kennen, Papa. Ob wir das alles jemals nachholen können?"

NIHIL BAXTER (nur grimmig):
"Mit etwas Pech bleiben wir alle für immer zusammen."

AMTHYS:
"Soweit werden wir es niemals kommen lassen... Papa, würdest du bitte?"

DR. SCHNEIDER schreckt hoch.
"Bitte was?" fragt er überrascht.

AMTHYS sagt, als wäre es absolut selbstverständlich:
"Papa - ich würde mich freuen, wenn du den Startbefehl geben würdest."

DR. SCHNEIDER ist angenehm berührt:
"Oh! Ja, natürlich, sicher, gerne... Nun äh... Dann fliegen wir los!"

CARIDIAAN verkündet mit ironisch übertriebener Wichtigkeit:
"Seine Majestät hat den Startbefehl gegeben!"

Der GOLDENE VOGEL macht seine Durchsage:
"Willkommen auf Flug Null Null Null zum Zentrum des Universums. Das EMPORIUM ist bereit für den Katapult-Start! Der GOLDENE VOGEL der Weisheit wünscht allen Fluggästen einen angenehme Reise!" Während er spricht, nehmen alle Fluggäste ihre Sitzpositionen ein (ein Vorgang, welcher äquivalent wirken dürfte zum Sich-Anschnallen-und-Rauchen-Einstellen in einem normalen Flugzeug).
 

Das KRISTALLSCHIFF steigt auf und kreist spiralförmig um das EMPORIUM nach oben.

Alle geben Laute der Überraschung von sich:
"Oh! Ah! Ui! Toll! Donnerwetter!"
 

FRONOBOLAX fliegt nach.

MIKRO HOFLEITNER-KOSMOS sagt leise:
"Jetzt bin ich ja gespannt..."
 

Die Bühne wird verdunkelt.
 

Musik: Philip Glass "ECHNATON"

 

die Reise im All

(die zwölf Reisenden und das Kristallschiff im Weltall)


Dia-Einblendung:
Die Psychedelische Reise zum Mittelpunkt des Universums

Per Dia-Projektion in alle Richtungen fliegt der Zuschauer durchs Universum. Die VIDEO-Monitoren blenden psychedelische Farbentunnel und Weltraumflugszenen ein: Das KRISTALLSCHIFF und FRONOBOLAX fliegen durch die ewige Nacht des Weltalls, vorbei an Kometen und Monden. Auf der Bühne scheinen Schiff und Drache im Nichts zu schweben. Plötzlich wechselt die Musik - wir hören eine rasante Fernsehshow-Revuemusik. In einem schicken weißen Anzug tritt der Conférencier KEBAB KENYA vor die restlichen Reisenden.

KEBAB KENYA:
"Ja, meine Damen und Herren, herzlich willkommen an Bord zu unserer beliebten Weltraumreise-Show DAS IST IHR KOSMOS! Wenn Sie zum Beispiel Ihre Aufmerksamkeit zu Ihrer Linken lenken möchten - dort können Sie das wunderbare, an blühenden Planeten und Monden reiche Sonnensystem RIGEL erkennen - jene blaue Sonne dort schräg über Ihnen!"
 

Dia-Einblendung einer blauen Sonne
 

Die Reisenden sehen alle in die besagte Richtung und machen alle "Ah!" und "Oh!" Einige applaudieren.

KEBAB KENYA:
"Und unterhalb zu Ihrer Rechten können Sie nun den besonders expressionistisch anmutenden Pferdekopf-Nebel erkennen, der immer eindeutig erkennbar ist anhand seiner Form..."
 

Dia-Einblendung des Pferdekopf-Nebels
 

KEBAB KENYA:
"Hier sehen Sie den WANDERNDEN PLANETEN der Weisheit - in seinem Einflußbereich können Sie eine harmonische Übereinstimmung spüren zwischen den spektralen Ausstrahlungen des Planeten und Ihrer eigenen Befindlichkeit - Sie spüren die umfassende und mächtige Veränderung aller Dinge innerhalb eines Lebenszeitalters und wissen plötzlich: Oh ja, die Dinge werden ja doch besser und nicht schlechter - es geht nur so langsam, daß man es kaum bemerkt. Vor vielen Milliarden von Jahren wurde dieser Planet aus seiner Umlaufbahn im Zentrum der Milchstraße geschleudert und wandert seitdem durch die Weiten des Kosmos, um irgendwann einmal in einen anderen Sonnensystem seine neue Umlaufbahn einzuschlagen. Ich habe übrigens berechnet, daß dies in einigen Jahrtausenden in unserem eigenen Sonnensystem geschehen wird, und die Astronomen eurer Majestät haben mir diese Berechnungen bestätigt..."
 

Dia-Einblendung des Planeten Saturn
 

DR. SCHNEIDER ist begeistert:
"Oh wie wunderbar! Was für eine beglückende Neuigkeit für mein Volk! KEBAB KENYA - ich ernenne dich hiermit zum Obersten Astronomen meines Hofes - in dir schlummern ja verborgenste Talente."

ALEXIS CARRINGTON ist zornig:
"Das ist die einzige Art und Weise, wie er reagieren kann. Glaubt er, ein König kann jedem Menschen befehlen, was er in seinem Reich am besten tun kann?"

KEBAB KENYA:
"Euer Majestät, ich danke euch! Nichts anderes als das habe ich je in meinem Leben tun wollen."

ALEXIS:
"Grrumbl."

Plötzlich ertönt die Stimme des Kochs:
"Euer Majestät - das Diner kann nun serviert werden!"

DR. SCHNEIDER:
"Oooh, FLAMBOYANCE, mein wunderbarer Koch. Wie gut, daß wir nicht verhungern werden. Trage das Essen auf."

Während sich von oben der Festmahltisch auf das Schiff senkt, wird auch das Publikum mit erlesensten Speisen versorgt. Die handelnden Personen scharen sich um den Tisch und holen ihre Teller. Dias projizieren sowohl Bilder leckerer Speisen als auch weiterhin Kosmos-Aufnahmen.

 

Ein Festmahl im All

(Alexis, Caridiaan, Furian und Amthys mit Festmahl im All)


FLAMBOYANCE spricht zu MIKRO HOFLEITNER-KOSMOS:
"Eure Majestät sind hoffentlich nicht am 'verhungern' meint? Ein Verhungernder hätte an meiner Festtafel nichts zu suchen - im Gegensatz zum Feinschmecker würde er niemals all die Bedeutungen und den Sinn meiner Kochkunst verstehen. Für ihn wäre dieses Diner völlig unangebracht - das, was ich serviere, ist ein Kunstwerk!"
 

NIHIL BAXTER zu FLAMBOYANCE:
"Ja, aber Ihr seid ein KITSCH-Künstler! Ihr arbeitet in bestehenden Systemen, die Ihr nicht über den Haufen werft, und mit Torten..."

FURIAN (fällt ihm ins Wort):
"... die er nicht über den Haufen wirft..."

NHIL BAXTER fährt fort:
"... Ich jedoch verabscheue den KITSCH und die Torte genauso wie die POLITIK und den sogenannten 'politischen Künstler'."

FLAMBOYANCE:
"Nun, für die Verhungernden kocht der politische Künstler, im Gegensatz zu mir. Der politische Künstler seid Ihr!"

NIHIL BAXTER:
"Nein, bin ich nicht. Politik und Kitsch sind sich nämlich ziemlich gleich - in beiden Fällen folgt der Künstler nicht der Ursprünglichkeit seines Schaffensdranges. Statt dessen nimmt er eine vereinfachende Abkürzung, die ihn sich selbst und seinen ursprünglichen Interessen entfremdet. Es gibt Werte und Aussagen, die in Euch einprogrammiert wurden, und der Kitschier suhlt sich in diesen Programmierungen einfach noch einmal, anstatt etwas Neues zu erschaffen. Das ist keine Kunst, sondern Kitsch oder Politik. In der Literatur ist es auch keine Kunst, einen Liebesroman zu schreiben! Der Umgang mit Sexualität hingegen ist allerdings für den politischen Künstler ein sehr ergiebiges Thema - weil hierbei verändern sich immer noch die Systeme, die Bedeutungen und die Werte. Der politische KÜNSTLER leidet daran, daß die Gesellschaft so unvollkommen ist, und er will Besserung herbeiführen. Aber DIE WAHRE KUNST hingegen strebt nach dem eigentlichen Geheimnis, nach dem Rätsel, sie fragt sich selbst immer wieder "Was will aus sich selbst heraus ausgedrückt werden, was bisher noch Nicht ausgedrückt worden ist?". Und genau das tut dieses Diner NICHT!"

FLAMBOYANCE:
"Und genau das tut dieses Diner DOCH! Dieses Diner will nicht der FriedeFreudeEierkuchen im UNIVERSUM sein - dann gäbe es nur noch eine indifferente WISCHI-WASCHI-Seelenmasse von GLÜCK, und all meine kulinarischen Genußmöglichkeiten würden gar nicht existieren. Jedoch, das erlaubt uns der Fluß der Zeit zum Glück nicht, der immer mit gestern, morgen und heute ankommt, und natürlich dem RAUM, wo wir forschen, rätseln und suchen wollen nach Neuem - weil wir ohne die AUSEINANDERSETZUNG mit irgendwas nicht leben wollen - und uns selber kennen wir am wenigsten. Das Diner will ebenfalls neue Differenzierungen schaffen, Poesie, und die Erforschung von Möglichkeiten des sinnlichen Genießens, also Kultur..."

NIHIL BAXTER:
"Ach ja, es ist schon furchterregend. Da stehen wir an der Schwelle zum Übergang und könnten uns zum Gottsein aufschwingen, da erscheint diese UNTERGANGS-MASCHINE - und wie ekelhaft uns diese MASCHINE unsere Seelen vergewaltigen wird! Sie wird uns verführerisch anziehen, wir werden ihr nicht verstehen können. Sie wird alles, was wir denken, fühlen und tun, umwandeln in Idiotie, Dummheit und Strumpfsinn, äh Stumpfsinn..."

MIKRO HOFLEITNER-KOSMOS:
"Also, euer Gerede, meine Herren, werde ich nie verstehen - das ist mir zu hoch."
 

Dia-Einblendung:
ES IST SO SCHWER ZU VERSTEHEN, WAS EIN MENSCH DENKT,
WENN ER IN DIE AUGEN EINES ELEFANTEN BLICKT

NIHIL BAXTER:
"Ach nein, Hof-Elefant MIKRO HOFLEITNER-KOSMOS, das darfst du nicht sagen! Wenn du sagst, du bist dumm, dann tyrannisierst du nur dich selbst! Wenn du denkst, dann denkst du - das ist ganz natürlich und läßt sich nicht abschalten. Zwar kann mancher Gedanke nicht in einfachen Worten ausgedrückt werden. Das heißt aber nicht, daß du gegenüber die schweren Worte ablehnen mußt, bloß weil du unbewußt das unwürdige Ziel verfolgst, dumm zu bleiben! Verweigere dich nicht deinen eigenen Entwicklungsmöglichkeiten! Hier, nimm diese schönen Bücher. Lese sie - und danach verstehst du eine Menge mehr von den Dingen."

NIHIL BAXTER hat einen Stapel Bücher (in rotes Papier gebunden) vor dem Elefanten auf dem Boden gelegt.

Dia-Einblendungen:
Einige kluge Bücher
Walt Disneys Lustiges Taschenbuch Nr. 33
 

MIKRO HOFLEITNER-KOSMOS nimmt die Bücher an sich. Allerdings klingt er so, als wüßte er nicht so recht, was er mit ihnen anfangen soll:
"Tjaah... Nun, wenn ich wieder Zeit habe, komme ich vielleicht dazu, sie zu lesen... Vielen Dank..."

ALEXIS CARRINGTON schüttelt den Kopf:
"Und du, NIHIL BAXTER, bist der unheilbarste Romantiker, den es im Universum gibt. Was wohl der Grund ist, warum ich dich so liebe."

DR. SCHNEIDER räuspert sich geräuschvoll:
"Apropos. Du schuldest mir noch diverse Erklärungen, ALEXIS. Z.B., was du mit diesem Anarchisten zu tun hast. Und was bitteschön willst du mit einer Himbeersirup-Gesellschaft anfangen?!"

ALEXIS CARRINGTON:
"Aha! Das weißt du also schon. Nun, DARIUS, mein lieber EX-MANN, du hast mich damals verstoßen, obwohl ich nie aufgehört hatte, dich zu lieben. Die Zeit danach war wie tot, leblos. Ich lebte einzig und allein für die Erziehung meines Sohnes FURIAN. Ich wollte, daß er niemals unglücklich ist und nie leiden muß. Aber irgendwann erkannte ich, daß ich viel mehr will. Ich will, daß es den Menschen besser geht! Und dann kam NIHIL BAXTER. JA. UNSERE LIEBE GAB MIR DIE ENERGIE, MEINE NEUE AUFGABE IN ANGRIFF ZU NEHMEN. Wir werden mit meiner Himbeergesellschaft die Kontrolle über das Großkapital erringen und das Volk aus der Sklaverei des Kapitalismus befreien."

DR. SCHNEIDER ist wieder einmal begeistert:
"Aber das ist ja wundervoll!"

ALEXIS CARRINGTON stutzt über diesen Mann:
"Waas?"

DR. SCHNEIDER:
"Ich hatte ja keine Ahnung, daß du so menschenfreundlich geworden bist. Bitte halte mich unbedingt auf dem Laufenden über deine Aktivitäten. Du kannst mit meiner vollen Unterstützung rechnen, und auch mit der Unterstützung der Medien. Und NIHIL BAXTER will das Volk ebenfalls aus der Sklaverei des Kapitalismus befreien? Wunderbar, wunderbar! Dann waren meine ganzen Sorgen ja umsonst."

AMTHYS gesellt sich zu den beiden:
"Aber warum hast du meine Mutter aus deinem Leben verstoßen, Vater?"

Plötzlich drucksen ALEXIS CARRINGTON und DR. SCHNEIDER beide etwas herum.

DR. SCHNEIDER:
"Nun, äh, das hatte mehrere Gründe..."

ALEXIS CARRINGTON:
"Also, AMTHYS, das war so, dein Vater verstieß mich, weil..."

DR. SCHNEIDER:
"Nein, ich soll die Geschichte erzählen! AMTHYS, deine Rabenmutter hat versucht..."

ALEXIS CARRINGTON:
"Ihm darfst du kein Wort glauben - er hat nie begriffen, was ich wirklich fühlte!"

DR. SCHNEIDER:
"Würdest du mir dann bitte die Freundlichkeit erweisen und es erklären? Nicht, daß ich nicht alles schon wüßte, was du sagen wirst."

ALEXIS CARRINGTON:
"Du hast mich nie geliebt! Immer hatten deine Staatsgeschäfte Vorrang! Dauernd warst du unterwegs auf Jagd! Und ich weiß, du hattest Affären mit anderen Frauen."

AMTHYS:
"Das ist kaum vorstellbar."

DR. SCHNEIDER:
"Ja. Du warst immer betrunken, du wolltest nur den Reichtum. Du hast mich immer geschlagen, und meinem Nachbarland Katatonien hast du in meinem Namen den Krieg erklärt!"

ALEXIS CARRINGTON:
"Das war ein Versehen. Ich dachte, ich hätte die Einladung zur Silvester-Party unterschrieben. Weißt du, DARIUS, dein Schreibtisch ..."

DR. SCHNEIDER:
"Und du wolltest mich erschießen, mit Pfeil und Bogen!"

ALEXIS CARRINGTON:
"Ja, weil ich mein Leid nicht länger ertragen konnte, ich konnte mich nicht länger mit Alkohol betäuben, ich war so verzweifelt, ich konnte es nicht mehr aushalten. Da nahm ich Pfeil und Bogen und schoß auf dich."

DR. SCHNEIDER:
"Und nachdem du mich zum Glück nur leicht verletzt hattest, sagte ich, daß du gehen solltest, auch wenn es weh tat. Ich habe nie wieder von dir gehört, bis heute."

AMTHYS:
"Dann ist heute der Tag gekommen, an dem ihr euch wieder versöhnen müßt. Ihr beide seid heute andere Menschen als früher. Bitte! Um meinetwillen. Schließt endlich Frieden..."

ALEXIS CARRINGTON bleibt resolut und kühl:
"Vielleicht. Falls unsere neue Zusammenarbeit klappt..."

DR. SCHNEIDER (ebenso entschlossen):
"Möglicherweise. Wenn sie nicht wieder auf mich schießt."

Einen Augenblick lang herrscht Schweigen.

CARIDIAAN, der sich die ganze Zeit über mit FURIAN im Hintergrund leise murmelnd unterhalten hat, erhebt sich nun:
"Wir sind außerhalb der Zeit, Majestät. Du kannst über nichts Prognosen machen, falls dich das tröstet."

DR. SCHNEIDER:
"Und trotzdem - allmählich wüßte ich ja doch gerne, wie mich die Geschichtsschreibung im Angesicht all dieser Verwicklungen einmal bewerten wird. Weißt du es vielleicht, GOLDENER VOGEL DER WEISHEIT?"

DER GOLDENE VOGEL:
"Von dir wird es heißen, 'er war der größte Herrscher und der beste König aller Zeiten, und er hatte sogar auch Humor'."

DR. SCHNEIDER:
"Wieso 'sogar auch'? Nun, egal. Der Geschichtsschreibung werde ich jetzt noch was zu tun geben. Zauberer CARIDIAAN! Es soll nicht heißen, ich hätte mich nicht um mein Volk gekümmert. Ich muß endlich zeigen, daß ich auch ein König bin, und daß ich würdig bin, die Probleme des Universums zu lösen. Ich erlasse hiermit ein neues Gesetz. Es wird in Kraft treten, sobald der Fluß der Zeit wieder fließt!

CARIDIAAN:
"Aber mein bester König, was meinst du?"

DR. SCHNEIDER:
"Die Menschen leiden an der Unterdrückung durch Kontrolle, die die Gesellschaft ausübt. Aber auch die Sprache ist ein System sozialer Kontrolle. Mein neues Gesetz ist ein WICHTIGER SCHRITT IN DIESE RICHTUNG. Es lautet: DER BUCHSTABEN "V" WIRD ERSATZLOS AUS DER VORSILBE "VER" GESTRICHEN. JETZT NICHTS MEHR "VER"MACHT, ALLES WIRD "ER"MACHT. Auf diese Art und Weise sparen wir uns lauter ÜBERFLÜSSIGE WORTE, die uns das Leben schwerer machen! So werden die Menschen freiheitlicher leben müssen!"

  


Dia-Einblendung diverser Worte à la
Verhalten
Verbot
verkehrt
verlacht
verdrehen
Verfassung
Verwirrung


CARIDIAAN ist nicht begeistert:
"Ich muß protestieren! Ein solches Gesetz würde auch eine Menge sinnvoller und wichtiger Wörter zerstören! Und überhaupt, was ist mit der Vorsilbe "zer", welche ebenso viele Wörter mit neuem Sinn schmückt? Kommt die als nächstes an die Reihe?"

FURIAN:
"Ich glaube, er hört dich nicht..."

DR. SCHNEIDER:
"Und nun, weil ich wiederholt danach gefragt wurde, verkünde, nein erkünde ich euch noch ein paar wertvolle, ja goldene Ratschläge für die jungen Leute meines Königreiches und des ganzen Universums!" Während er seine Ratschläge verkündet, blenden Dias auf drei Wänden die entsprechenden Texte ein (kurze TEKNO-Klang-Begleitung)

 
 

SEID FORT UND GEGENWÄRTIG, IMMER!
KAUFT EUCH EINEN NEUEN KRONLEUCHTER!
HABT FERNWEH!
TANZT UND SPRECHT ZAUBERWORTE!
SEID IN DER BADEWANNE!
ÜBERARBEITET ALLES NOCH EINMAL NEU!
LACHT VIEL!
SCHAUT EUCH UFOS AN UND ÜBT EUCH IN MODERNER LIEBE!
MACHT AUS PROBLEMEN POESIE!


DR. SCHNEIDER:
"Und nun erzähle ich euch noch eine kleine Geschichte. An einen Baum gelehnt, saß ein Jüngling mit einer extremistischen Frisur und spielte Gitarre auf seiner Flöte..."

AMTHYS:
"Er ist wahnsinnig geworden! Ob das alles zuviel für ihn ist?"

FURIAN:
"Also, ich finde ihn besser so."

In diesem Augenblick ertönt der Gongschlag, und alle halten inne. Ehrfurchtsvolle UFO-Musik aus "Unheimliche Begegnung der dritten Art" ertönt.

Das Ziel der Reise erscheint vor den staunenden Reisenden: ein kleiner Planetoid, der aussieht wie der MOND.
 

Dia-Einblendungen des Mondes
 

DER GOLDENE VOGEL:
"Wir sind da... Das Ziel unserer Reise, der Mittelpunkt des Universums, liegt direkt vor uns."

FRONOBOLAX:
"Und da ist die UNTERGANGS-MASCHINE!"

Die UNTERGANGS-MASCHINE erscheint auf den Video-Monitoren und kommt langsam nähergeflogen. Es ertönt Action-Musik ("Kirk Does It Again!"), ebenso düstere Maschinenklänge (P16.D4).

FRONOBOLAX:
"Nun denn. Mal sehen, was sich machen läßt!"

CARIDIAAN:
"Ich begleite dich, FRONOBOLAX. Komm mit, mein Sohn, jetzt bringe ich dir das Zaubern bei!"

CARIDIAAN und FURIAN springen auf den Fliegenden Teppich und folgen dem Drachen FRONOBOLAX. Dieser zischt fauchend davon und verschwindet aus dem Bild, dicht gefolgt vom Fliegenden Teppich. Auf dem Video-Monitor taucht FRONOBOLAX wieder auf.

FRONOBOLAX schießt einen Feuerstrahl auf die UNTERGANGS-MASCHINE, aber sie bleibt unbeschädigt.

FRONOBOLAX (zu hören aus dem Fernseher):
"Wie ich vermutet habe - mein Feuerstrahl berührt sie nicht!"

Die UNTERGANGS-MASCHINE kommt immer näher. Jetzt taucht auf dem Video-Monitor der Fliegende Teppich mit FURIAN und CARIDIAAN auf.

FURIAN:
"Ich gehöre in eine Irren-Anstalt!"

CARIDIAAN:
"Noch nicht, mein Kleiner. Probiere diesen Spruch, den ich dir gesagt habe!"

FURIAN mit einem Stoßseufzer: "Also gut..." Er erhebt seine Stimme und ruft: "Alles ist möglich!" Gleichzeitig hebt CARIDIAAN seine Arme ausbreitend hoch und lacht. Es zucken Blitze und Donner, blauer Nebel steigt auf und umhüllt die UNTERGANGS-MASCHINE.
 

CARIDIAAN (seine Stimme klingt liebevoll, zärtlich):
"Sehr gut, mein Junge. Du kannst zaubern..."

 
 
 

im Mittelpunkt des
                    Alls

(die Untergangsmaschine, der Drache Fronobolax, Zauberer Caridiaan und sein
Sohn Furian mit Teppich - im Hintergrund links oben der Mittelpunkt des Universums)


 

Doch als Nebel, Blitz und Donner wieder verschwinden, fliegt dort weiterhin unbeirrt die UNTERGANGS-MASCHINE. Nach diesem ersten negativen Höhepunkt verstummt auch die Action-Musik.

FURIAN:
"Na ja, du hast mir doch geholfen. Aber wir haben nicht mal eine Delle hineingeschlagen. Dort, wo überhaupt NICHTS möglich ist, kann eben nicht ALLES möglich sein, Papa..."

AMTHYS ruft ihnen zu:
"Kommt zurück zum Schiff!"

FRONOBOLAX, CARIDIAAN und FURIAN verlassen den Schauplatz auf dem Video-Schirm und kehren zurück zum KRISTALLSCHIFF auf der Bühne.

AMTHYS:
"Was soll ich nur tun? Sag, GOLDENER VOGEL, an welchem Punkt berühren sich die Zeit und die Zeitlosigkeit? Dies wäre der Punkt, an dem wir etwas erändern könnten?"

DER GOLDENE VOGEL ist um keine Antwort verlegen.
"Nur dort, wo Unsinn getrieben wird."

DR. SCHNEIDER nickt verständig:
"Eine ausgezeichnete Idee. Ich werde mich um die Sache kümmern."

AMTHYS:
"Nein, so ist das nicht gemeint!"

DR. SCHNEIDER geht zum Fliegenden Teppich und winkt MIKRO HOFLEITNER-KOSMOS zu:
"Komm mit, mein kleiner Hof-Elefant. Du wirst mit mir dieses kleine Problem lösen."

Die beiden steigen auf den Fliegenden Teppich und starten.

MIKRO HOFLEITNER-KOSMOS dreht sich um zum KRISTALLSCHIFF.
"Was soll ich nur hier?" fragt er piepsend und winkt den Zurückbleibenden zu, während der Teppich davonschwebt.

 
 
 

Dia-Einblendung:
In diesem Augenblick hat MIKRO HOFLEITNER-KOSMOS
einen schrecklichen Nies-Anfall.

 

MIKRO HOFLEITNER-KOSMOS:
"Haaatschii!"

Es ertönt ein lauter Luftzug (Klänge aus "Yellow Submarine").

DER GOLDENE VOGEL:
"Oh, nein! Eine Druckwelle! Er pustet uns weg! Festhalten!"

AMTHYS:
"Oh jeh. Mein armer Papa..."

Alles fliegt kreuz und quer davon - das KRISTALLSCHIFF, FRONOBOLAX, die anderen Reisenden. Ein dunkler Gong ertönt, dann Stille. Vorhang.

 

*

kurz vor dem Niesanfall

(Untergangsmaschine, König Darius und der Hofelefant - kurz vor dem Niesanfall ! )


 

4. AKT, 2. Szene

 

Wir sind wieder in FURIANS Märchenwald. Es herrscht Totenstille. Alles ist mitten in der Bewegung eingefroren. Plötzlich fallen die Reisenden (bis auf den König und den Hof-Elefanten) mit lautem Geschrei vom Himmel herab und landen unsanft auf dem Boden.

Alle: "AAAHH!"

Mühsam rappeln sich die Anwesenden auf und überprüfen sich auf ihre Unversehrtheit.

AMTHYS blickt sich um:
"Alle unversehrt? Niemand verletzt?"

Allgemein bestätigt jeder, daß ihm nichts passiert ist.

FURIAN setzt sich niedergeschlagen auf den Boden und schüttelt den Kopf:
"Oh jeh, was für ein Schlamassel... Wir sind wieder ganz am Anfang, in meinem Märchenwald!"

Der Zauberer CARIDIAAN DER BLAUE geht zu ihm und legt ihm die Hand auf den Kopf.
"Nur nicht verzagen, Großer. Wer lebt, muß hoffen."

Der MARIONETTENSPIELER richtet sich auf und meint einsilbig:
"Dostojewski."

AMTHYS schüttelt den Kopf , stampft mit dem Fuß auf und stößt trotzig hervor:
"Nein, nein, nein! Ich kann doch nicht alles falsch gemacht haben! Ich weiß, ich habe es richtig gemacht! Mein Vater - dieser Elefant... Es war nicht falsch!"

Die dunklen düsteren Maschinengeräusche von P16.D4 beginnen die Luft zu erfüllen. Lichtergeflimmer und Sirenengeräusche setzen ein.

FURIAN steht auf:
"Die UNTERGANGS-MASCHINE..." Mit diesen Worten flüchtet er sich in eine Umarmung des Zauberers CARIDIAAN.

Von allen Seiten erscheinen plötzlich Dia- und Video-Projektionen der gigantischen Maschine.

DER MARIONETTENSPIELER hebt seine Marionette hoch und spielt mit ihr, als wäre es das letzte Mal:
"Die Maschine naht, um meine Seele vollends zu zerstören und in tausend Kleinstteilchen zu zerblasen, meine Atome in das Nichts zu befördern, und mein Bewußtsein vollends zu desintegrieren... Doch halt, was ist das? Wer ist das, der die Maschine da fährt?"

Verblüfft läßt er die Marionette sinken.
 

Auf der Maschine erscheint plötzlich DR. SCHNEIDER, der König von Pangaea, und summt und brummt jenes kleine Liedel:
"Ich fahre diese Maschine, ich fahre die Maschine der Vernichtung, hoppla, ich meine natürlich Ernichtung. Duppidupppiduppi, und jetzt halt' ich an."

Volle Beleuchtung auf die Bühne, auf die die Maschine rollt. Oben auf ihr sitzen der König von Pangaea, DR. SCHNEIDER, und MIKRO HOFLEITNER-KOSMOS, der Hof-Elefant.

AMTHYS (fassungslos):
"Du kannst diese Maschine fahren, Vater?"

DR. SCHNEIDER:
"Aber ja. Ich habe sie ja selber erst kürzlich bauen lassen. Ich sagte dir doch, es war eine gute Entscheidung von dir, mich mitzunehmen. So, hier ist der Ausschaltknopf."

Die Maschine kommt glucksend zum Stillstand (Excelsior-Geräusch aus "Star Trek III") während der König herunterspringt und vor der Prinzessin aufsetzt.

DR. SCHNEIDER:
"Alles wird wieder so, wie es vorher war. Die Zeit fließt wieder."

Die Stille wird plötzlich erfüllt von den Geräuschen. Wir hören Vogelgezwitscher, Grillenzirpen, Bachesrauschen. Kleine Schmetterlinge fliegen über die Bühne. In der Ferne hören wir Hörner, die von irgendwelchen Rittern geblasen werden, sowie das Galoppieren der Pferde.

AMTHYS hüpft umher und freut sich unbändig:
"Oh, wie wundervoll. Es ist geschafft!"

Triumphale Musik ertönt, während alle anwesenden Personen begeistert "Aah" und "Ooh" machen, sowie schwärmerische Worte von sich geben.

 

too many strings in
                    the picture

(die Hexe Alexis, der Zauberer Caridiaan, die Untergangsmaschine, Prinzessin Amthys, Furian Sturmlöffel,
der Drache Fronobolax, Hofelefant Mikro Hofleitner-Kosmos, König Darius, hinter ihm Nihil Baxter,
Majordomos Kebab Kenya und der Goldene Vogel, hinter ihm der Koch Flamboyance)


 
 

MIKRO HOFLEITNER-KOSMOS seufzt erleichtert:
"Wie gut, den anderen ist nichts schlimmes passiert. Jetzt brauche ich Hustensaft."

DR. SCHNEIDER:
"Hustensaft ist zuwenig für den besten Hof-Elefanten. Wir brauchen ein ganzes Husten-Festmahl, für alle!"

FLAMBOYANCE ruft begeistert:
"Ein Festmahl!" Dann verläßt er die Bühne als erster - nachdem er und FURIAN sich noch einmal kurz zugewunken haben.

"Ich koche ein Festmahl!"
 

KEBAB KENYA und MIKRO HOFLEITNER-KOSMOS folgen ihm. Nachdem er die Bühne bereits verlassen hat, hören wir den Elefanten sagen: "Ich bin sehr gespannt auf mein neues Leben als Hof-Elefant."

KEBAB KENYA:
"Und wir erst."

Gleich darauf hören wir den Elefanten ein lautes "Haatschii!" von sich geben (plus Klirrgeräusche).

CARIDIAAN (fassungslos):
"Mein lieber DARIUS, ich bin zutiefst beeindruckt."

DR. SCHNEIDER (sehr erlaucht):
"Vielen Dank."

CARIDIAAN:
"Du warst so brisant wie noch nie zuvor."

DR. SCHNEIDER (noch erlauchter):
"Oh, vielen Dank."

CARIDIAAN:
"Beinahe hättest du das gesamte Universum vernichtet!"

DR. SCHNEIDER:
"Und nun wechseln wir das Thema."
 

FURIAN geht zum Drachen FRONOBOLAX, baut sich vor ihm auf und deutet auf DR. SCHNEIDER. "Und warum tust du, was dir dieser König sagt?" fragt er entgeistert.

FRONOBOLAX überlegt etwas:
"Das weiß ich selber nicht. Wahrscheinlich liegt es daran, daß er mich zum Lachen bringt... Ich kann ihm einfach nichts abschlagen!"

 

The conversation

(besagte Unterhaltung zwischen Furian und Fronobolax)


 

Dann wendet sich der Drache an AMTHYS:
"Meinen Glückwunsch, Kronprinzessin von Pangaea. Du hast es geschafft..."
 

Mit einem lauten Gelächter erhebt sich der Drache in die Lüfte und rast davon, mit besonders brachialem Abschluß-Brausen.
 

DR. SCHNEIDER winkt ihm nach:
"Vielen Dank, FRONOBOLAX! Vielen Dank für deine großartigen Leistungen! Sie werden Erwähnung finden in meiner Silvesteransprache."
 

Und zum Publikum meint er:
"Er ist ja so niedlich."
 

Dann wendet er sich an seine Tochter:
"Siehst du, meine Tochter. Es mußte sein. Eines Tages wirst du die Königin von Pangaea sein, und da mußte ich natürlich sehen, inwieweit du mittlerweile dafür qualifiziert bist. Dafür baute ich also die UNTERGANGSMASCHINE und ließ FRONOBOLAX die Zeit anhalten, um dich zu testen. Natürlich hatte ich nie den geringsten Zweifel an deiner Brillianz, denn nur ich war die einzige Person, die du wirklich brauchtest bei deiner Auswahl. Bei allen anderen war es völlig egal...

Doch daß du aus dem Schloß weggelaufen bist, um einen verwunschenen Prinzen zu suchen, hätte mich beinahe aus dem Konzept gebracht. Und auch meine Ex-Frau hätte mich beinahe aus dem Konzept gebracht. Und dann dieser Revolutionär, der süße Elefant und all diese Enthüllungen... Darauf war ich nun wirklich nicht vorbereitet - ja, du siehst also, du wirst sogar eine bessere Königin unseres Landes werden, als ich mir vorstellen kann."

AMTHYS schüttelt den Kopf. In ihrer Stimme ist Rührung, ebenso wie milder Tadel:
"Oh, Papa..."

Doch da wird DR: SCHNEIDER gerade stutzig und gibt einen "?"-Laut von sich - denn der GOLDENE VOGEL hat sich tief heruntergebeugt und sieht ihm direkt über die Schultern.

DR. SCHNEIDER sagt "Nanu?" und dreht sich um - die beiden sehen sich auf Augenhöhe an, was sehr ungewöhnlich aussieht. Alle sehen hin zu den beiden, während sich die notwendige Spannung aufbaut.

DER GOLDENE VOGEL:
"Ich seh' dir in die Augen, Kleines."

Dann küßt er den König auf die Nase. Dieser ist zum ersten und einzigen Mal sprachlos und schnappt mühsam nach Worten, während der GOLDENE VOGEL von der Bühne spaziert.

DR. SCHNEIDER gibt eine Art von "HÄBEWÄHEBFFFMMPFF!"-Laut von sich

DER GOLDENE VOGEL singt zum Abschied:
"Oh Abschied, alle nehmen Abschied - wie schön bist du, o Abschied. Mit Tränen im Gesicht und diesem Zieken im Herz, rufen wir Bye-Bye, Adieu, Au Revoir, macht‘s gut, ihr Lieben. Bald sehen wir uns wieder, oder lebt wohl, wir vergessen uns nie, was zuviel ist, haben wir nie gebraucht! Meine letzte Szene übrigens - Schade."

 
 

Exit

(Goldener Vogel ab)


 

Dann ist auch der GOLDENE VOGEL verschwunden.
 

DR. SCHNEIDER zum Publikum:
"Na sowas. Jemand, der mich sprachlos macht. Erstaunlich. Das hat doch die ganze Zeit gefehlt... Du! Vogel! Komm wieder!" Mit überraschender Eile läuft er dem GOLDENEN VOGEL nach, während gleichzeitig die Musik von Andreas Dorau ertönt ("Komm wieder").
 Der König hat die Bühne verlassen, die kurze Musik wird schnell ausgeblendet.

ALEXIS CARRINGTON:
"Sohnemann klein und lieb. Ich wollte es erst nicht. Aber es ist nun so gekommen. Wir nehmen Abschied voneinander. Ich gehe mit NIHIL. Zieh du nur deiner Wege, FURIAN - eines Tages werden wir uns wieder gegenüberstehen, und dann wirst du mir sagen, daß du mich liebst, damit wir die Welt retten können."

FURIAN (in einem Tonfall, in dem sich Beeindrucktsein, Liebe, Stolz, leichte Abneigung und Zärtlichkeit vereinen):
"Sie ist eine wirkliche Hexe..."

ALEXIS CARRINGTON und NIHIL BAXTER verlassen die Bühne. Kurz vorher dreht sich die Hexe um und schickt ihrem Sohn ein Kußhändchen zu, dann gehen sie weiter.

ALEXIS CARRINGTON:
"Du siehst nicht glücklich aus, mein NIHIL..."

NIHIL BAXTER:
"Nein, ich bin nicht glücklich. Unser Abenteuer ist zu Ende. Jetzt müssen wir zurück in die ZIVILISIERTE WELT..."

Während sie den Bühnenrand erreichen, geht auch CARIDIAAN wortlos fort, nachdem er FURIAN noch einmal kurz umarmt hat.

FURIAN ruft nur:
"Bis Montag, Papà!"

CARIDIAAN dreht sich kurz um und winkt zum Abschied mit der rechten Hand.
 

Die drei verlassen die Bühne, als an ihnen ein Junge vorbeiläuft, eine bisher völlig unbekannte Figur, die gerade die Bühne betritt.

FURIAN wendet sich an diesen vorbeilaufenden hübschen Jungen und ruft ihm nach:
"Hallo, du wundersüßer Himmelsknabe, Licht- und Sonnenjunge. Wie möchtest du, daß ich dich nenne? Hast du auch ein Herz, so feurig, flammend, funkensprühend? Und spürst du den tiefen OZEAN deiner nachtblauen Seele, wie er auf und niederwogt? Und du hast diesen kleinen, bezaubernd umwerfenden Körper, der so gierig ist auf Sensationen der Sinnlichkeit! Wartest du auf den Menschen, der all dies beglückt und mit dem du dich teilen kannst, und auch ich will mich teilen mit dir. Nur ein Blick in deine schönen Augen..."
 

Der hübsche Junge bleibt stehen und dreht sich langsam um. Zögernd kommt er näher.

FURIAN:
"Ich empfinde mich sanft wie ein FAUN, sehr körperlich. Ich habe die Augen geschlossen, die Welt ist sanft in mich eingebettet und ich erspüre die Umarmung mit dem geliebten Menschen schon im voraus."

FURIAN und der Junge verlassen die Bühne nebeneinander.

 
 

The unknown youth

(Furian und der unbekannte Jüngling)


 


Jetzt sind nur noch Prinzessin AMTHYS, der MARIONETTENSPIELER und der erwunschene Prinz TOTILA übrig.

AMTHYS:
"So. Jetzt ist nichts anderes mehr zu tun. Keine Ausflüchte mehr möglich. Jetzt kommt es nur noch auf MICH an. Es ist ganz einfach. Ich darf nicht denken, ich darf keine Furcht haben. Nur Mut - es ist der eine Schritt zuviel. Ich stehe ganz nahe am Abgrund und will hineinspringen. Ich weiß doch schon, wie ich fliegen werde im tiefen, süßen Taumel der Glückseligkeit, ohne zu wissen, wie ich landen werde, aber ich werde fliegen. Und nun kann ich nicht länger zögern..."

DER MARIONETTENSPIELER hebt die Marionette hoch und spricht die letzten Worte für den verwunschenen Prinzen TOTILA:
"Das ist also das letzte Stück, das gespielt wird. Der letzte Moment vor dem Ende, vor dem Kuß. Ich wage es nicht mehr zu hoffen, eher flehe ich, daß es niemals so weit kommt und die Zeit sich ins Unendliche dehnt. Jetzt habe ich die größte Angst, es könnte nie geschehen."

Die Prinzessin AMTHYS beugt sich langsam über die Marionette und küßt sie. Alles Licht geht schlagartig aus. Der Vorhang fällt.
 

FURIAN tritt, von rechts, vor die Bühne:
"Ich muß es dir lassen, Prinzessin. Das war doch relativ genial."

AMTHYS tritt ebenfalls vor die Bühne, von links:
"Tja, Furian. Alles nur eine Frage des perfekten Timings."
 

Mit dem Song "IT'S ALL TOO MUCH" von den Beatles läuft der Abspann.

 

E N D E
   
 

the moment of truth

(vor dem Augenblick der Wahrheit)


 
 
 
Aufführung 1999, Hersbruck
natürlich alles ohne copyright

 
e-mail mit erneutem aufführungswunsch oder sonstigen anmerkungen bitte an : w e b m a s t e r  ( a t )  f r i e d r i c h s h a i n e r s c h u l e . d e

 



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